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Am nächsten Tag, dem 09.09.1999, stand unser nächstes Highlight an, der Bryce Canyon. Unterwegs hatten wir das erste Mal auf dieser Tour Regen. Es war zwar nicht viel Regen, aber es langte für eine Erfahrung: Regentropfen tun weh, wenn sie mit einer gewissen Geschwindigkeit auf nackte Haut prallen! Für diese Geschwindigkeit sorgten zum einen wir, durch die Motorräder, zum anderen die Regentropfen selber. Irgendwann war auch das überstanden, und wir erreichten den Bryce Canyon; leider immer noch bei recht bewölktem Wetter. Es blieb zwar trocken, aber die besondere Farbfülle der Felsen des Bryce Canyon blieb uns so leider verschlossen! Das hole ich mit Sicherheit irgendwann nach. Ich habe Fotos davon gesehen, also muß ich da noch einmal hin!

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Da es nicht allzu warm war, beschlossen wir, eine Wanderung durch den Bryce Canyon zu machen. Leider war die beste Route wegen Bauarbeiten gesperrt (da fährt man schon mal in die USA und die basteln am Bryce Canyon herum! tse tse tse...), also gingen wir eine Ausweichroute, die auch nicht schlecht war. Eine üble Kraxelei war es trotzdem! Auf dem mittleren Bild kann man vorne die "Serpentinen" erkennen, die man nehmen mußte, um in die Schlucht zu gelangen. Das rechte Bild zeigt zwei abenteuerlich aussehende Steinbrücken, die mitten durch eine kleine Schlucht gehen. Eine richtige Laune der Natur... Wie immer auf dieser Tour ist man nach ein paar hundert Metern unter sich; die Amis laufen solche Strecken niemals zu Fuß! Es wird dann auch recht einsam...

Eine witzige Laune der Natur habe ich nicht fotografiert, bzw. das Foto ist nicht viel geworden: Die Korkenzieherbäume. Die sehen tatsächlich so aus, als ob die jemand an ihrem einen Ende in einen riesigen Schraubstock gespannt und dann am anderen Ende gedreht hätte, so wie man ein Handtuch auswringt. Merkwürdige Sachen gibt es... Smiley Natürlich liefen hier auch Eichhörnchen und ähnliche Nager ohne Ende herum, ohne Scheu oder Angst. Für einen Tannenzapfen posierten sie sogar für ein (schnelles) Foto! Aber nur so lange, bis sie merkten, daß der Tannenzapfen "leer" ist. Da muß man schnell sein: In die linke, geschlossene Hand den Tannenzapfen, mit rechts den Fotoapparat ausrichten, linke Hand öffnen, warten, bis das Tier heran ist, und: Abdrücken. Fertig...

Nach unserer Kraxelei legten wir erstmal eine kurze Rast ein, beäugten einige US-Harleys und schnackten mit deren Besitzern. Abenteuerliche Typen und nicht minder abenteuerliche Maschinen, aber TÜV scheint eh' ein Fremdwort zu sein in den USA. Ausführlich wurde uns von einem Biker erklärt, wann er welche Modifikation vorgenommen hätte, und besonders stolz wurde uns erklärt, daß sein Motor eine kräftige Hubraumsteigerung erfahren hätte. Ich kenne mich nicht besonders mit Harley aus, insofern bitte ich meine Unwissenheit zu entschuldigen. Es waren jedenfalls alte Motoren, bei denen der Auspuffkrümmer mit nur einer (!) Schraube befestigt war. Bei diesen Motoren soll die Hubraumsteigerung besonders schwierig sein, weswegen er auch stolz wie Oskar war. Diese eine Schraube sei auch der Hauptgrund, warum diese Motoren bei jeder Geräuschmessung durchfallen würden. Nehmen wir es hin, wird schon seine Richtigkeit haben.

Nachdem wir uns gestärkt hatten, fuhren wir weiter durch eine Gegend namens "Red Canyon", deren einzige Besonderheit die roten Felsen und zwei durch den Fels getriebene Tunnels sind, die "Red Canyon Tunnels". Das sind zwei kurz (50 m) hintereinander liegende, sehr kurze, Tunnels, die aussehen, als seien es Brücken...

Nach einige Meilen über herrlich kurvige Straßen erreichten wir unser nächstes Ziel, den Zion Nationalpark. Auch hier das übliche Spiel: In eine Schlange einreihen, vor einer Bretterbude warten, Maschine abstellen (man verstand sonst kein Wort) und den Golden Eagle Paß vorzeigen. You're welcome...

Im Zion Nationalpark waren zwei Übernachtungen auf einem Campground geplant, der direkt am durch den Zion führenden Fluß liegt. Im Mai 1999, bei der ersten Party bei B.T.A._motorrad_reisen_GmbH, haben wir ein Video gesehen, in dem festgehalten war, was der Gruppe von 1998 passiert war: Der Fluß ist aufgrund eines Gewitterregens extrem stark angestiegen und hat den gesamten Campground mitsamt aller Zelte weggespült. Die Jungs konnte gerade noch ihre Sachen und die Motorräder retten, dann kam das Wasser. Entsprechend vorgewarnt haben wir die erste Nacht erwartet. Mike erzählte noch, daß der Fluß in einer Schlucht namens "Narrows" innerhalb einer halben Stunde um 18 Meter ansteigen kann! Wer dann in den Narrows unterwegs ist, hat die Ar***-Karte! Smiley Schluck... (Dazu später mehr; s. Bericht der zweiten Nacht.)

Am nächsten Tag, dem 10.09.1999, hatten wir ausgiebig Zeit, den Zion Nationalpark zu erkunden. Wie macht man das? Mit dem Motorrad, natürlich!

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Das erste Bild links oben zeigt einen Berg namens "Checkerboard Mesa", also "Schachbrett Tisch". Der Berg sieht tatsächlich so aus wie mit einem überdimensionalen Schachbrettmuster überzogen. Das mittlere oben Bild zeigt mich auf einer dort üblichen roten Straße. Das rechte Bild oben zeigt den Checkerboard Mesa aus der Ferne zwischen zwei anderen Bergen. Das linke Bild unten zeigt die oben erwähnten Narrows. Dabei handelt es sich um eine Schlucht, die sich, immer enger werdend, in den Berg hineinschlängelt. Bis zu dem Punkt, an dem das Foto gemacht wurde, führt ein befestigter Pfad, danach kommt man nur noch durch den Fluß weiter. Darauf verzichteten wir aber; die Stunde Hinweg und die Stunde Rückweg vom Parkplatz aus langten uns auch so...

Ja, und auf dem rechten Bild unten sieht man einen Besucher unseres Lagers. Ich saß ganz ahnungslos am Tisch, machte meine Notizen, als es neben mir in einem unserer Vorratskartons raschelte. Vorsichtig griff ich nach meiner Kamera und schaute nach, was das Geräusch verursachte. Genau im Moment des Abdrückens hat sich das Tierchen (was ist das überhaupt für ein Tier?) etwas geduckt, sonst könnte man sehen, daß es einen unserer Tako's in den Pfoten hält und darauf herumkaut. Hat das Biest doch glatt unsere letzte Tüte Tako's geknackt! Und es ließ sich nicht im Mindesten dabei stören; mampfte seelenruhig weiter! Erst, als noch ein paar der Jungs hinzukamen, trottete es von dannen. Ich könnte schwören, daß es dabei hämisch grinste... Smiley

Tja, nun zu der etwas weiter oben erwähnten zweiten Nacht im Zion Nationalpark:

Es kam, wie es kommen mußte: Mitten in der Nacht, gegen 3 Uhr, wurden wir von auf die Zelte prasselnden Regentropfen geweckt. Ein Blick aus dem Zelt brachte die Gewißheit: Dicke Wolken über dem Zion! Also flink die Klamotten gepackt, in die sowieso bereit liegende Jeans geschlüpft und abmarschbereit auf das Signal zur Flucht gewartet. Es kam aber nicht, weil das Gewitter recht schnell wieder abzog. Kurze Zeit später sah man wieder Sterne. Puh, überstanden... Aber an Schlaf war danach nicht mehr zu denken, viel zu eindringlich sah ich vor meinem inneren Auge noch die Bilder der Truppe von 1998! Das Wetter schlägt tatsächlich verdammt schnell um in den Bergen.

Am nächsten Tag, dem 11.09.1999, war das Wetter absolut perfekt. Ein wolkenfreier Himmel erwartete uns, die Zelte trockneten recht schnell, so daß direkt nach dem Frühstück mit Abbau begonnen werden konnte. Bei meinem Zelt hatte sich über Nacht zwischen Innen- und Außenzelt eine Spinnenfamilie eingenistet, die nun leider ihre fristlose Kündigung bekam. Selber schuld.... Weiter ging es bei bestem Wetter in Richtung Las Vegas. (Ja, wir waren zweimal dort...) Da Las Vegas bekanntlich in Nevada liegt, mußten wir leider wieder die Helme aufsetzen! Was für ein beengendes Gefühl, nach all den Tagen ohne Helm. Wie schnell man sich an das Fahren ohne Helm gewöhnen kann... Smiley

Nach der Einquartierung im schon bekannten Motel "La Quinta" fuhren wir mit dem Van zur größten Factory Outlet von Las Vegas. Schon von außen wirkte der Bau gigantisch, von innen bekam er sogar noch größere Dimensionen. Die Factory Outlets sind Verkaufsfilialen von Fabriken, in denen die Waren unter Umgehung von Händlern direkt ab Fabrik verkauft werden. Dadurch lassen sich manchmal enorme Preisunterschiede realisieren.

Bild In den USA scheint dieses Verfahren gang und gäbe zu sein, wie man uns erzählte. Wie dem auch sei, wir haben uns richtig die Füße rund gelatscht in diesem Gigantbau. Ich habe zwar nichts gekauft, was aber nicht auf alle aus unserer Truppe zutraf, wie man auf dem Bild sehen kann. Zuerst bin ich an den beiden Zwillingen stumpf vorbeigelaufen, erst, als sie nach mir riefen, habe ich sie erkannt. Die beiden sind eben für jeden Spaß zu haben... Smiley

Abends ging es natürlich wieder auf den "Strip", wir hatten beim ersten Mal ja nicht alles gesehen. Es sei verraten, daß wir auch jetzt nicht alles zu sehen bekamen. Keine Chance, es ist einfach zu viel!

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Die Bilder zeigen, von links oben nach rechts unten: Das "New York" mit Achterbahn davor, das "Excalibur" mit dem Zauberer Merlin in dem hinteren roten Turm, ganz normalen Verkehr nachts auf dem "Strip", das "Luxor" mit der Sphinx und der Pyramide (mit leuchtender Spitze) und das "New York" von innen. Auch diesmal speisten wir gut und saubillig in einem der Hotels, ich meine, im "New York". Beim letzten Besuch in Las Vegas konnte ich mich ja noch zurückhalten, aber diesmal gab es kein Halten; ich mußte einfach mein Glück an einem der vielen Spielautomaten versuchen. Natürlich habe ich das Geld, zehn Dollar, recht schnell verloren, aber es war doch erstaunlich lustig. Die anderen haben auch ein wenig Geld eingesetzt, und einer hat tatsächlich etwas gewonnen. Nicht viel, aber ein mehrfaches seines Einsatzes war es doch!

Am nächsten Tag, dem 12.09.1999, ging es weiter durch die Wüste. Der nächste Stop war in der "Calico Ghost Town", einer kleinen Stadt, die wohl aus der Zeit der großen Goldgräberaktivitäten übrig geblieben ist. Wie der Name bereits verrät, ist es jetzt nur noch eine Geisterstadt. Lediglich Touristen verirren sich hierher, wovon sollte die Stadt auch sonst leben? An diesem Tag war es besonders heiß, heißer noch als im Death Valley! Wir waren über jeden Schatten froh, so daß wir die bestimmt schöne Stadt lediglich in kleinen Teilen besichtigten. Man kann auch einen der alten Stollen besichtigen, aber man sagte uns, es sei besonders schwül dort drin, und deswegen verzichteten wir. Stattdessen gab es eine große Cola mit viel Eis im örtlichen "Restaurant". An Essen mochte kaum jemand denken, bei dieser Hitze!

Weiter durch die Wüste fuhren wir bis zum Ziel des Tages, Ridgecrest. Über Ridgecrest an sich braucht auch kein Wort verloren zu werden, es ist halt eine Stadt "in the middle of nowhere", wie viele andere zuvor auch. Lediglich das Steakhouse ist eine Lobeshymne wert! Der Ausblick aus dem Fenster dieses Steakhouses ebenfalls: Man konnte ungehindert ein mächtiges Gewitter über dem Death Valley betrachten. Tatsächlich, so weit kann man in dieser Einöde schauen! Wie man uns nachher berichtete, hat es zwar ordentlich gekracht im Death Valley, aber es fiel kein einziger Tropfen Regen! Ich wäre dort trotzdem nicht gerne mit dem Motorrad unterwegs gewesen; die Blitze kamen schnell wie aus einem Stroboskop! Wahnsinn....

Nach dem Essen sind wir in die Kneipe von Ridgecrest gefahren (natürlich mit dem Van, wegen Alkohol...). Mike und Hugo haben sofort ein kleines Billard-Turnier gegen die örtlichen Billard-Größen angezettelt. Während wir uns mit Samuel Adams (ich berichtete weiter oben über dieses Bier...) beschäftigten, hielten sich unsere Billardäre wacker. Etwas später gingen wir zu Whiskey-sour über, daß scheint Bourbon mit Limonensaft und viel Eis zu sein; obendrauf eine Cocktailkirsche. Schmeckte gut, und wirkte ordentlich! Die Attraktion des Ladens war die Jukebox, die eine ganze Reihe wirklich guter Songs beinhaltete. Ein Member der "Vietnam Vats" suchte denn auch die Sahnestücke heraus, so daß richtig gute Stimmung herrschte. Irgendwann kam ich ins Gespräch mit ihm, wir unterhielten uns, natürlich, über Motorräder und Musik... Der Typ sah abenteuerlich aus, war aber sehr nett. So kann das Äußere täuschen....

Nachdem Mike und Hugo ihr Billard-Turnier gewonnen hatten, fuhren wir zurück zum Motel. Ich geb' zu, wir hatten gut Schlagseite; das Zeug hat tatsächlich gut reingehauen!

Am nächsten Tag, dem 13.09.1999, ging es wieder nach Kalifornien hinein. An der Grenze nach Kalifornien gibt es tatsächlich eine Art Kontrollstelle, aber nicht aus Angst vor Schmuggel, sondern zur Kontrolle von Lastwagen mit Obst und Gemüse. Die Kalifornier versuchen auf diese Art, die "Einfuhr" der Fruchtfliege zu verhindern, die in den anderen Staaten scheinbar verheerend wütet. Ob man auf diese Art ein Überschwappen der "Gefahr" verhindern kann, sei dahingestellt, es wird auf jeden Fall ein gigantischer Aufwand getrieben! Zum Glück wurden wir als harmlos eingestuft, so daß die Kontrolle bei uns praktisch nicht stattfand. Auch der Van kam ohne Kontrolle durch.

Bild In Kalifornien, in einem bestimmten Gebiet, wachsen die sog. Joshua Trees, große Kakteen-ähnliche Pflanzen, die jedoch nichts mit Kakteen gemeinsam haben. Sie sind eher den Yukapalmen zuzuordnen. We dem auch sei, es sind beeindruckende Gewächse!

Weiter ging es über Bakersfield, Taft und Maricopa durch die Wüste. In dieser Gegend kann man die andere Seite der amerikanischen Wohlstandsgesellschaft sehen, die gerne verschwiegen wird. Hier wird Öl gefördert. Hunderte von Ölpumpen säumen die Straßen und tummeln sich auf den Feldern. Vorsichtshalber stehen überall Schilder, daß Fotografieren und Filmen verboten sei, was uns natürlich nicht davon abgehalten hat, trotzdem Bilder zu machen. Smiley In Maricopa haben wir eine kurze Rast gemacht. Maricopa ist fast schon eine Geisterstadt. Zwei Geschäfte gab es an der Hauptstraße: Einen Trödelladen, der sich vollmundig "Antiquitätengeschäft" nannte und das Restaurant, in dem wir einkehrten. Ein Hamburger und eine Cola, das Übliche halt. Die Zwillinge bestellten sich ein Sandwich mit Salat. Alleine vom Salat wäre eine komplette Mannschaft satt geworden, das Sandwich paßte kaum auf den Teller. Das Gesicht der beiden war filmreif! Smiley

Nach dieser Pause ging es wieder in die Berge, ein paar Kurven kratzen. Die schönste Strecke war, zumindest für mich, der Highway 33 durch den Los Padres National Forest in den Sierra Madre Mountains bis Ojai. Ein kleiner Fluß schlängelte sich malerisch durch ein Tal und die Straße glich ihren Verlauf dem Fluß an. Etwas nervig war der hier dichtere Verkehr! Scheint die beste Verbindung zwischen Wüste und Küste zu sein... Der Rest bis Santa Barbara war wieder eine öde Interstate.

Kurz vor Santa Barbara meinte Mike, wir sollten uns jetzt besser etwas Warmes anziehen, an der Küste sei es oftmals erheblich kälter als im Landesinneren. Also zog ich ein Sweatshirt über mein T-Shirt. Das war aber auch bitter nötig. Wenn man aus der Hitze der Wüste kommt, ist der Unterschied zum Küstenklima ein richtiger Schock! Es schien zwar die Sonne über Santa Barbara, es gibt dort auch Palmen, aber man merkte deutlich, daß es bereits Mitte September war!

In Santa Barbara hatten wir zwei Übernachtungen, so daß wir einen ganzen Tag Zeit hatten, diese wirklich traumhaft schöne Stadt näher kennenzulernen. Wenn ich mal Rentner sein sollte, und die Rente nicht allzu knapp ausfällt, könnte ich mir vorstellen, hier meine Rente zu genießen. Lockeres Leben, mediterranes Klima, gemäßigte Preise und eine für amerikanische Verhältnisse sehr schöne Innenstadt, so läßt es sich aushalten.

Am nächsten Tag, dem 14.09.1999, hatten wir, wie bereits geschrieben, ausgiebig Zeit, um uns unter anderem um so unwichtige Dinge wie die Reparatur des defekten Anlassers von Peters Harley zu kümmern. Das Sch***-Ding drehte sich zwar noch, aber leider nicht mehr den Motor... Bei der offiziellen Harley-Davidson-Werkstatt sagte man uns, daß sie eine recht lange Wartezeit hätten, und die Reparatur auf keinen Fall noch an diesem Tag schaffen könnten. Zumindest eine Batterie für Bernd's Harley rückten sie ohne Wartezeit heraus. (Hatte ich erwähnt, daß die Batterie schon Tage vorher den Geist aufgegeben hatte? Nein? Ist ja auch nicht weiter wild, schließlich fuhren wir Harley, da gewöhnt man sich an solche Lappalien...)

Auf der Straße fragten wir einen Biker, ob es noch eine andere Harley-Werkstatt in Santa Barbara gäbe. Er hat dieses zwar verneint, uns aber die Adresse eines kleinen Schraubers gegeben, der angeblich sehr gut sein sollte. Wir also hin und unser Problem geschildert. Man sagte uns sofort zu, die Maschine bis zum nächsten Morgen zu reparieren, "no problem!" Also ließen wir sie bei ihm stehen....

Abends gab es leckeres Essen beim Thai (mjamm, mjamm!) und danach die üblichen Whiskey-sour. Smiley

Am nächsten Tag, dem 15.09.1999, fuhren wir mit recht gemischten Gefühlen zum Schrauber. Irgendwie trauten wir der Sache nicht so recht. Wie überrascht waren wir, als Peters Harley frisch geputzt auf der Auffahrt stand, scheinbar repariert. Der Chef kam einige Minuten später und erklärte uns, daß die Reparatur überhaupt kein Problem gewesen sei, es sei lediglich der "Mitnehmer" gebrochen gewesen, der den Motor mitdrehen soll. Bei Sichtung der Rechnung erlebten wir unsere nächste Überraschung: So billig hat Mike wohl noch nie eine Harley in den USA repariert bekommen! Der Schrauber wird weiterempfohlen!

Bild Guten Mutes ging es aus Santa Barbara hinaus, wieder ein Stück in die Wüste, am Lake Cachuma vorbei nach Los Alamos. Los Alamos ist ein weiteres Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit. Das Foto zeigt das "1880 Union Hotel", das leider an diesem Tag geschlossen war! Immerhin konnte man durch die Scheiben die imposante alte Einrichtung bewundern...

Von Los Alamos ging es über einige Meilen Interstate zum Highway Nummer 1, angeblich der Traumstraße für Motorradfahrer. Der Highway Nummer 1 ist Teil der sog. "Traumstraße der Welt". Ich gebe zu, traumhaft schön ist dieser Highway. Er schlängelt sich direkt am Pazifik an den Bergen entlang, von anmutig konstruierten Brücken unterbrochen, durch Tunnels und über Serpentinen. Kaum ein Stück gerader Strecke. Leider gab es viele Baustellen, recht viel Verkehr, und, Bild was das Schlimmste war, es war wirklich saukalt! Nicht kühl, sondern grottenkalt! Wir zogen an, was man anziehen konnte, bzw. was wir dabei hatten; in meinem Fall bedeutete das: T-Shirt, Sweatshirt und die dicke Goretex-Motorradjacke, darüber noch die obligatorische Jeans-Weste. Handschuhe trugen wir sowieso. Trotzdem haben wir erbärmlich gefroren. Es herrschte dichter Nebel, der nicht über die Berge wegkam, und uns erheblich die Sicht nahm. Hinzu kam ein permanenter Ascheregen, es muß in den Bergen wohl gebrannt haben. Alle paar Kilometer mußten wir unsere Sonnenbrillen putzen, weil die Sache sonst im Blindflug geendet hätte. Die Pause zur Mittagszeit war eine richtige Wohltat: In dem Restaurant brannte ein richtiges Holzfeuer, und statt eisgekühlter Cola tranken wir heiße Suppe! Keiner von uns wollte wieder raus auf die Maschinen, aber es nützte nichts! Unser Ziel, Big Sur, lag auch im Nebel, so daß wir darauf verzichteten, uns die ansonsten sehr schöne Gegend anzuschauen. Auch wurden sehr wenig Fotos vom Highway Nummer 1 gemacht; wozu auch? Smiley Das obige Bild ist eines dieser wenigen...

In Big Sur war wieder Camping angesagt. Neeeee, oh neee, bei dieser Kälte campen. Aber da mußten wir durch. Dafür war der Campground sehr gut, und geschützt lag er auch. So schlimm kalt wurde es dann auch nicht in dieser Nacht. Auf dem Campground haben wir zum letzten Mal ein paar Klamotten gewaschen. Besonders meine Jeans hatte es bitter nötig! Smiley

Am nächsten Tag, dem 16.09.1999, ging es erstmal frühstücken. Diesmal haben wir in einem Restaurant gefrühstückt, niemand hatte Lust, auf dem Campground zu sitzen und zu frieren. Nach der Rückkehr zum Campground vermißte ich meine kleine Tasche mit dem Fotoapparat. Tja, wo könnte ich Depp sie wohl habe liegen lassen? Ich also zurück zum Restaurant. Dort war sie nicht! Shit! Ah, die Idee! Ich war ja noch austreten. Dieses Örtchen liegt neben der Tankstelle, das Restaurant hat kein eigenes... Dort wurde ich bereits vom Tankwart erwartet, der wohl die Toilette nach uns inspiziert hatte. Er fragte mich gleich, ob ich etwas vermissen würde. Ich sagte ihm, ich würde eben diese Tasche vermissen. Daraufhin wollte er wissen, was denn drin sei. Nachdem ich ihm eine recht detaillierte Beschreibung des Inhaltes gab, griff er hinter seinen Tresen und gab mir grinsend meine Tasche. Puh, war ich froh! Zu diesem Zeitpunkt war der Fotoapparat und zwei weitere, bereits vollgeknipste Filme dort drin. Wenn das weg gewesen wäre, hätte ich mich mit Sicherheit totgeärgert!!

Im Laufschritt ging es zurück zum Campground. Die Jungs hatten freundlicherweise in der Zwischenzeit mein Zelt abgebaut, so daß es sofort losgehen konnte. Ein kleines Stück noch "Traumstraße", dann wandelte sich der Highway 1 bei Monterey in eine autobahnähnliche Schnellstraße. Kurz vor Monterey tankten wir in Carmel, aber ihn haben wir nicht getroffen. Er soll dafür gesorgt haben, daß die Straße, in der er wohnt, nicht so einfach zu befahren ist. Man soll angeblich Eintritt für diese Straße zahlen. Um wen es geht? Natürlich ist Clint Eastwood mit ihm gemeint! Bisher war ich ja ein Fan von ihm, aber als ich das mit dem "Wegezoll" hörte, gab's doch einen Dämpfer. Man muß scheinbar nur genügend Geld haben, dann kann man sich alles erlauben! Smiley

Bild Also ging es recht flott weiter auf dem Highway 1 bis Santa Cruz. In Santa Cruz haben wir uns natürlich verfahren, weil Hugo nicht richtig zugehört hatte, als Mike ihm den Weg erklärte. Er war wohl noch nicht ganz wach, jedenfalls fuhr er in irgendeine Straße und ließ sich auch nicht davon beirren, daß ich einfach stehen blieb, weil ich der Ansicht war, daß es die falsche Straße sei. Mit mir blieben drei andere stehen. Nach kurzer Beratschlagung drehten wir um und fuhren dann auf eigene Faust weiter. Tatsächlich fanden wir fast problemlos die richtige Straße und die Firma. Mike war bereits da, er hatte etwas zu erledigen gehabt, weswegen er sich vor Santa Cruz von uns getrennt hatte. Er hat ziemlich verdutzt dreingesehen, weil Hugo und die anderen fehlten. Die trudelten auch erst eine knappe halbe Stunde später ein. Sie hatten sich ziemlich verirrt in Santa Cruz....

Nach den üblichen Abschiedsfotos, und einem letzten, wehmütigen Blick auf die Maschinen, die uns immerhin fast drei Wochen lang (mehr oder weniger) treue Begleiter waren, fuhr Mike uns zu dem Motel, in dem wir auch die erste Nacht in den USA verbrachten.

An diesem Abend sind wir nach dem Abendessen alleine auf Tour gegangen. Da die anderen keine Meinung hatten, wohin es gehen sollte, habe ich die Jungs in eine der dunkelsten Kneipen gezerrt. Dort hingen ein paar richtig übel aussehende Typen herum, aber wir waren ja zu sechst! Wir haben dann eine Theke besetzt und, da wir am nächsten Tag nicht fahren mußten, reichlich dem Whiskey-sour zugesprochen! Die Mischungen wurden immer fetter, da wir nicht mit Trinkgeld geizten. Irgendwann habe ich aufgegeben! Die anderen haben noch einen Drink genommen, dann hatten sie auch genug. Dieser Drink bestand fast nur aus Whiskey! Mit reichlich Schlagseite sind wir zum Motel gewankt und ins Bett gefallen. Meine Fresse, war ich breit. Mike erzählte uns am nächsten Tag, daß es sich um eine der besten Kneipen von ganz Santa Cruz gehandelt haben soll. Hatte ich also auch einmal den richtigen Riecher! Smiley

Am nächsten Tag, dem 17.09.1999, kam ich recht schwer aus dem Bett. Die anderen sahen aber noch schlimmer aus als ich, insofern war ich froh, den letzten Drink nicht mitgenommen zu haben! Das Frühstück ging denn auch recht zäh den Schlund hinunter, es wurde dafür reichlich Kaffee reingeschüttet...

Nach dem Frühstück sind wir noch einmal ausgiebig durch Santa Cruz gewandert; das Wetter war bestens, es war angenehm warm, und unser Kater wollte auch spazieren geführt werden.

Am frühen Nachmittag holte Mike uns ab, um uns nach San Francisco zum Flughafen zu bringen. Kurzer Abschied (ich hasse Abschiedsszenen) und wir standen in der Schlange vor dem Abfertigungsschalter. Der Flug verlief problemlos und irgendwann war ich zu Hause. That's all, folks!

Fazit: Es war ein rundum gelungener Urlaub, und meine Maschine hat die immerhin 2820 Meilen anstandslos bewältigt. Ich habe mich zwar kaum erholt, aber das war ja auch nicht zu erwarten. Wir wollten etwas sehen, wir wollten drei Wochen Motorrad fahren, und wir haben bekommen, was wir wollten! Einhundert Punkte! Ich komme wieder.... Nicht im nächsten Jahr, aber spätestens im übernächsten.

Mittlerweile ist auch das Video von Peter fertig, und er hat jedem eine Kopie geschickt. Toll! So habe ich eine bleibende Erinnerung an den besten Urlaub seit langem.

Man kann ein Leben lang davon träumen, auf einer Harley über die amerikanischen Highways zu cruisen, die endlose Weite zu erleben und den Wind im Haar zu spüren...

...man kann es auch einfach machen!

- The end -

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Zuletzt bearbeitet: 06.03.2012  bt

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