Schleswig-Holstein-Tour vom 10.07.1998 bis zum 12.07.1998

Diese Tour wurde von einer Gruppe Bremer (und umzu) Motorradfahrer veranstaltet, die ich über eine Bekanntschaft vom Sicherheitstraining kennenlernen durfte.

Ziel der Tour war ein Ort namens Sehestedt, und dort die Heuherberge von Bauer Naeve. Da die Übernachtungen, wie der Name bereits vermuten läßt, im Heu stattfanden, war nur ein Schlafsack und das übliche andere (Zahnbürste etc.) mitzubringen.

Losgehen sollte es am Freitag, den 10.07.1998 gegen 17 Uhr. Angemeldet hatten sich einige, gekommen waren aber nur vier Mann und eine Frau (die als Sozia mitfuhr). Bei bestem Wetter (Jaja, bestimmt!) ging es dann auf die A1 Richtung Hamburg. Der Verkehr war, wie an einem Freitag üblich, mörderisch. Dementsprechend langsam kamen wir auch voran, bis zum Dreieck Buchholz praktisch nur im Schleichgang... Smiley

Da dieses meine erste größere Tour war, also mehr als 50 km am Stück, wußte ich natürlich nicht, was da auf mich zukam. Ich war erstaunt, wie schnell mir der Hintern vom Fahren wehtat! So eine ZX-6R ist eben kein Tourer. Ich war also mehr als froh, als unser 'Leitwolf' die erste Raststätte nach dem Elbtunnel auf der A7 ansteuerte, um eine Pause zu machen. Puh, nix wie runter vom Bock! Beine ausschütteln, etwas recken und ein Kaffee (4,40 DM) trinken. Kam gut! Smiley

Dann weiter die A7 bis zum Kreuz Rendsburg, auf die A210 Richtung Kiel, Abfahrt Bredenbek und dann Richtung Sehestedt; so sollte es zumindest sein, aber auch wir haben es geschafft, uns bei der Abfahrt Bredenbek zu verfahren, was wir allerdings erst nach etlichen Kilometern merkten. Shit happens... Also umgedreht, und zurück. Und schon wieder die richtige Straße verpaßt! Damned! Aller guten Dinge sind bekanntlicherweise drei, also konnte es auch erst beim dritten Anlauf klappen!

Bild Bild Gegen 20 Uhr kamen wir dann in Sehestedt an, und begutachteten erstmal unser 'Hotel':

Man kann sagen, was man will, aber es sah schlimmer aus, als es dann tatsächlich war. Auf dem linken Bild ist der (noch in Betrieb befindliche) Kuhstall zu sehen, in dem die Toiletten und die Duschen untergebracht waren. Alles in allem recht sauber... Das rechte Bild zeigt unsere Schlafstelle. Sagte ich schon, daß es ein Heuhotel ist? Smiley

Abends gab es ein deftiges Holsteiner Abendessen, das mit zum Besten gehörte, was ich bis jetzt an Abendessen hatte!

Meine erste Nacht im Heu war denn auch eine Erfahrung, die man unbedingt mal machen muß. Irgendwie witzig, aber recht hart und vor allem tierisch warm! Im Nebengebäude war eine Gruppe Jugendlicher untergebracht, die ihr Übriges dazu taten, daß mit Schlaf nicht allzu viel war. Jugendliche sind, wenn sie losgelassen werden, eben recht laut...

Am Samstag standen wir dann um 7 Uhr auf, wir hatten einiges vor. Erstmal duschen, dann frühstücken. Auch harte Biker möchten ungern auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation verzichten, auch wenn's nur eine warme Dusche ist. Man fühlt sich eben frischer hinterher...

Gegen 9:30 Uhr fuhren wir bei ständig schlechter werdendem Wetter Richtung Rendsburg ab. Gleich bei der ersten Tanke gab es dann keine Chance mehr: Regencombi anziehen! Smiley Der nächste Rückschlag kam auch sofort danach: Die Schwebefähre über den Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg war wegen Instandsetzungsarbeiten außer Betrieb; wie man uns sagte, auch noch für eine ganze Zeit! Wer da mal rüberfahren möchte, sollte also vorher eben beim Fremdenverkehrsbüro in Rendsburg anrufen, und sich nach dem Stand der Arbeiten erkundigen! Wir jedenfalls nahmen dann den Autobahntunnel und düsten dann flugs weiter Richtung Schleswig, zum Wikingermuseum Haithabu. Dort angekommen wurde auch das Wetter besser, so daß wir ab sofort auf die Regenklamotten verzichten konnten!

Das Wikingermuseum Haithabu an sich ist recht sehenswert, man sollte sich nur etwas mehr Zeit nehmen, als wir geplant hatten. Auch die vier DM Eintritt sind recht moderat. Bei unserem Besuch war in der Gegend gerade eine Art Wikingerwoche, was sich beim Museum in einer Außenausstellung mit dem Leben und Wirken der Wikinger zeigte. Dort konnte man bestaunen, wie die alten Wikinger lebten, Nahrung zubereiteten, Bier brauten (naja, ging so!) und u.a. Kettenhemden fertigten. Mein Gott, ist da eine Arbeit reingesteckt worden. Uns wurde berichtet, daß das Anfertigen eines Kettenhemdes annähernd ein Jahr dauerte! Und was das für eine Fummelarbeit ist. Nee, nichts für mich!

Im Keller des Museums wurde die Rekonstruktion eines Wikingerbootes gezeigt. Auch recht beachtlich, mit was sich diese Leute so aufs Meer wagten...

Nach dem Besuch dieses Museums ging's erstmal Richtung Schleswig-Zentrum, zum Vikingturm am Hafen. Dort wollten wir eigentlich Bekannte treffen, die aber nicht kamen. Denen war das Wetter wohl zu schlecht, obwohl es mittlerweile, wie bereits geschrieben, eigentlich recht trocken war, teilweise sogar sonnig. Naja, ab dafür. Weiter durch Schleswig und über die Dörfer nach Flensburg; Motorräder abgestellt, und erstmal einen Stadtbummel durch die Flensburger Altstadt gemacht. In einer Gasse am Rande haben wir uns dann einen Cappuchino gegönnt. (5,- DM!) Was lacostet das Leben, Geld spielt doch keine Rolex!

Nach dieser verdienten Pause ging es dann über möglichst kleine, kurvenreiche Straßen weiter nach Holnis, an die Spitze Deutschlands an der Flensburger Förde. Dort sah man sogar einige Surfer, obwohl es recht frisch war. Aber man sagt ja, Surfer würden sogar einen zugefrorenen See mit einer Spitzhacke freimachen, nur um zu surfen. Jedem das seine... Smiley

Direkt am Wasser fuhren wir dann nach Kappeln, ein Eis essen. (Auch Biker haben ihre Macke...) Kappeln ist übrigens ein nettes Örtchen; hat mir sehr gut gefallen! Beim überqueren der Schlei Richtung Eckernförde mußten wir erstmal vor der Brücke warten, weil ein riesiger Haufen Schiffe durchgelassen werden wollte. Merkwürdige Konstruktion, diese Brücke! Muß man mal gesehen haben...

Weiter Richtung Eckernförde, natürlich auch querbeet. Große, breite Straßen kann schließlich jeder fahren. Die kleinen mit den vielen Kurven sind da doch viel lustiger. Im übrigen hatten wir ja Zeit; wir wollten nicht ankommen, sondern fahren! Der Weg ist das Ziel, wie die Japaner zu sagen pflegen...

Einige der Straßen sollte man eigentlich mal sperren, damit man da nach Herzenslust und ohne anderen Verkehr durchbrettern kann!

Bild Eckernförde empfing uns mit einem mörderischen Stau am Hafen! Später erfuhren wir dann auch den Grund für diesen Menschen- und Fahrzeugauflauf: Es gab die 'Eckernförder Classic's! Alte Schiffe, Autos und Motorräder. So kamen wir durch Zufall auch noch in diesen Genuß! Nach einem stärkenden Kaffee (mit Kuchen) haben wir uns das angesehen. Mein lieber Scholli, da waren einige recht nette alte Fahrzeuge zu bestaunen, u.a. auch dieses Motorrad, auf dessen Tank 'Nimbus' stand. Es hatte einen Reihen-Vierzylinder mit außenliegenden Stößeln und durch den Zylinderkopf geführten Kipphebeln! Eine abenteuerliche Konstruktion, aber offenbar fahrbereit!

Nach diesem Gewühl (Ich hasse Menschenmassen!) fuhren wir zurück Richtung Sehestedt, haben aber zwischendurch noch (lag fast auf dem Weg) einen Besuch bei Bekannten unserer Mitfahrerin in Gettorf eingelegt. Bei Gesine und Peter gab es denn auch noch einen Kaffee, wie sollte es auch sonst sein? Verantwortungsvolle Biker trinken auf einer Tour keinen Tropfen Alkohol! Gegen 20 Uhr waren wir dann zurück in Sehestedt, wo uns schon ein üppiges Abendbrot mit frisch gegrilltem Fleisch erwartete. Wir konnten uns selber grillen, was wir wollten, und einige sehr gute Salate rundeten das Ganze ab. Wer da nicht satt wurde, machte irgendetwas falsch! Nach einigen Schlummerbierchen fielen wir reichlich erledigt in unser Heubett. Ich muß allerdings sagen, sonderlich geschlafen habe ich auch diese Nacht nicht. Weiß der Geier, warum.... Smiley

Am Sonntag wieder um 7 Uhr raus, duschen und frühstücken, wie gehabt. (Obwohl diesmal einige nicht so recht aus den Federn wollten!) Das Wetter war an diesem Tag hervorragend! Der Bauer meinte jedoch, daß sich das schnell ändern würde, er hätte da seine Erfahrungen. Er sollte recht behalten... Smiley

Bild Gegen 9:30 Uhr, nachdem wir unsere Schulden bei der Bäuerin beglichen hatten, fuhren wir quer durch Schleswig-Holstein Richtung Nordsee los. Gegen 11:30 Uhr kamen wir nach einer abenteuerlichen Gurkerei durch Tönning (die können keine Schilder aufstellen!) beim Eidersperrwerk an. Mittlerweile waren wir nur noch zwei Mann und unsere Sozia. Die anderen hatten abends etwas vor und sind auf dem kürzesten Weg zurück Richtung Bremen gedüst. Ich persönlich war von dem Eidersperrwerk mächtig beeindruckt.

Nach einer kurzen Stärkung ging es weiter über Meldorf, Marne und die Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal bei Brunsbüttel nach Glückstadt, zur Fähre. Die Hochbrücke war auf unserer Spur halbseitig gesperrt. Man hätte also locker mal bei einem kurzen Stop einen Blick riskieren können; Biker 'dürfen' sowas. Aber wir brachten dann doch nicht den Mut dazu auf. Man kennt das ja: In diesem Moment kommen die Cop's! Dann eben nicht. War auch so beeindruckend.

Vor der Fähre Glückstadt-Wischhafen wartete eine lange Schlage Autos und einige Motorräder. Kann ich nicht recht nachvollziehen... Wir fuhren jedenfalls sofort an der Schlange vorbei bis vor das erste wartende Auto, die bösen Blicke einfach ignorierend. Und siehe da, fast alle Biker in der langen Schlange folgten unserem Beispiel, sodaß mit einemmal über zehn Motorräder vor dem ersten Auto standen. Smiley Ist doch auch kein Problem, man nimmt schließlich mit seinem Moppet keinen Platz weg, weil man an den Rand gestellt wird, wo eh kein Auto stehen kann. 6,50 DM kostete die Überfahrt und dauerte knapp 30 Minuten. Bis hierhin hielt sich sogar das Wetter. Es wurde zwar immer bewölkter, aber es blieb trocken...

Die abenteuerlichsten Typen mit ihrem Moppets bevölkerten die Fähre, u.a. ein doch recht betagtes Paar mit einem rollenden Wohnzimmer (Goldwing). Sie mußte nach dem Helmabnehmen erstmal ihre Haare neu toupieren, er zückte sein Handy und berichtete seinem Gesprächspartner, er sei gerade auf der Fähre... Norbert meinte, die sollte man mit Bock in den Bach werfen. Smiley Auch der V-max-Fahrer mit seinem ultrabrutalen Streetfighter-Helm mit aufgemaltem Totenkopf war 'ne Schau: Vom Typ her Banklehrling oder Müttersöhnchen und dann den 'Harten' raushängen lassen, wenn der Motor läuft...

Auf der anderen Seite der Elbe haben wir erstmal Mittag gemacht. Indische Schlachtplatte! (Currywurst mit Pommes). Und schwupps kam auch schon der V-max-Fahrer vorbeigedonnert. (Wo war der nur solange?) Ich möchte wetten, sein Auspuff bestand nur noch aus der leeren Tüte. Und den Hahn aufreißen bis der Motor Alarm schreit. Ich sagte ja weiter oben: Den 'Harten' raushängen lassen und auffallen um jeden Preis! Einträchtiges Kopfschütteln um uns herum... Das sind genau die Typen, die bei der sog. normalen Bevölkerung das Bild vom Rocker am Leben halten. Prügelt den Purschen zu Poden! Smiley

Gleich nach dem Essen fuhren wir auf direktem Weg (es wurde langsam spät) Richtung Bremen. Irgendwo habe ich mich dann von Norbert und Christine verabschiedet, ich habe mich für die Fähre Farge nach Hause entschieden, lag einfach am nächsten. Und prompt fing es auf der Fähre (Überfahrt 3,70 DM) an zu regnen. Bis nach Hause fuhr ich dann im strömenden Regen, was mir aber nun auch nicht mehr viel ausmachte, es ging ja heim...

Ja, das war der Bericht zu dieser Tour. Gesamtstrecke 819 km. Verbrauch meiner Kawa 4,2 l/100 km.

Nun noch, für alle, die auch mal dorthin möchten, die Anschrift der Heuherberge:

Heuherberge Naeve
Alte Dorfstraße 27
24814 Sehestedt
Tel.: (04357) 9744

Früh genug anrufen, dort ist fast immer ausgebucht!

Die Preise (Stand 07/98; keine Gewähr!):

Übernachtung im Heu mit Frühstück 18,- DM
Abendessen (rustikal oder vom Grill) 12,- DM
Getränke nach Liste (recht günstig)

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Zuletzt bearbeitet: 06.03.2012  bt

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